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Der Mächtigste aller Könige

Aktualisiert: 20. März 2019


 

Gewisse Titel waren, sind und werden auch immer erstrebenswert bleiben. Ein solcher Titel war auch einst der des sogenannten „Chakravartins“.

Ein Titel, welcher nur dem Mächtigsten unter den Königen der Welt verteilt wurde. Ein Titel, der so angesehen war, dass ein Ehrwürdiger für diesen Titel nur alle 1000 Jahre geboren wurde. Ein Titel, der für diejenigen bestimmt war, welche in der Lage waren, Länder und Nationen ohne jegliches Blutvergießen einzunehmen. Einfach nur durch den Anblick der so anmutigen Kutsche, die, wenn sie durch die Städte fuhr, alle Bürger und Krieger sofort zur Ergebenheit brachte.


Die folgenden Zeilen stammen von so einem Mann, der den Titel des Chakravartins inne trug. Als buchstäblicher König der Welt konnte aber auch er sich nicht vor der Sterblichkeit bewahren. Und so verstarb er im hohen Alter. Viele Gebiete und Länder hat er rückwirkend erobert und eingenommen. Er hatte sich seinen Status als König der Könige, dem Chakravartin, redlich verdient und arbeitete auch daran, dass man ihm auf ewig gedenkt.


Ein solch mächtiger König verdient dementsprechend auch ein Paradies, welches seiner würdig ist. Und so sagte man sich, dass alle Chakravatins bei ihrem Tod an einen besonderen Ort im Jenseits kommen. Ein Ort, der so anmutig und pompös ist, wie es sich für solch einen König gehöre. Ein Ort, welcher alle gewonnen Schlachten und eroberten Gebiete bei weitem in den Schatten stelle.


Und inmitten dieses Paradieses befinde sich der sogenannte „Mount Sumeroo“. Ein Gebirge, in welches der Himalaya viele Male reinpassen würde.

Komplett in Gold getaucht, repräsentiert dieser Berg die finale Etappe für einen Chkravartin. So darf ein Chakravartin sich dann im Jenseits mit Meißel und Hammer im Berg verewigen, auf dass sein Name nie in Vergessenheit gerate. Ein Moment, der das Hoch aller Gefühle repräsentiert. Ein Moment, auf welchen er sein ganzes Leben lang hinarbeitete. Dieser Moment war so angesehen, dass selbst die Gefolgsleute und nahestehenden Familienmitglieder sich im Diesseits umbrachten, nur um den Moment zu erleben, in welchem sich ihr König im Berg verewigen würde.


Im Jenseits angekommen, mit all seinen engsten Leuten, steht der Chakravartin mit diesen vor dem Tor, welches ihm Zutritt zum Paradies bzw. zum Mount Sumeroo gewähren soll. Ein Torwächter, welcher die Ankunft des Königs bereits erwartete, empfang die Verstorbenen mitsamt dem König. Er nahm den König zur Seite und gab ihm nur einen Rat: „Ich weiß, dass Du ganz euphorisch auf die Verewigung in den goldenen Berg wartest. Ich mache diesen Job seit Generationen, sowie mein Vater und dessen Vater ihn Generationen über hinweg gemacht haben. Bevor ihr alle reingeht, solltest Du, mein König, jedoch alleine reingehen.“


Völlig erstaunt fragt sich der König, was das Ganze sollte und konnte dem nicht folgen. Seine Gefolgsleute haben sich extra geopfert, um diesen Moment mit ihm zu erleben. Warum also, solle er diesen Moment nicht mit ihnen teilen? Leicht verwirrt über die Situation, entschied der König jedoch dem Rat des Torwächters zu folgen. „Du machst mir einen vernünftigen Eindruck. Also gut. Ich gehe alleine rein. Aber kann ich, sobald ich meinen Namen verewige, meine Leute reinholen und ihnen die Stelle zeigen.“ Der Torwächter nickte: „Das geht in Ordnung."


Und so ging der Chakravartin hinein. Sein Auge konnte dieses gewaltige Wunder an idyllischer Schönheit kaum realisieren und der Anblick übertraf alles, was er sich zu Lebzeiten ausgemalt hatte. Ein Gebirge von gigantischem Ausmaß, welches komplett in Gold getaucht war. Tausende Sonnen schienen über das Gebirge. Und es dauerte bis der König seine geblendeten Augen wieder öffnen konnte. Landschaften und Bäume, die die Vitalität der Natur mit all ihren Farben widerspiegelte. Und Flüsse, durch welche kristallklares Wasser floss. Schnell merkte der König, dass das alles sämtliche Erwartungen nochmals um das Vielfache übertraf. Ein Ort, der ihm wahrlich als würdig erschien und wofür es sich lohnte sämtliche Opfer im Diesseits zu erbringen.


Mit Hammer und Meißel stand er also nun vor dem riesigen in Gold bedecktem Gebirge, welches nur darauf wartete von ihm beschriftet zu werden. Endlich war es soweit. Er würde sich nun in die Ruhmeshalle der Könige eintragen. Sein Legendenstatus würde dadurch nochmals untermauert werden.


Doch zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass kein noch so kleiner Platz da war, um seinen Namen zu hinterlassen. Das ganze Gebirge war voll von Namen früherer Chakravartins. Nicht eine Daumenbreite war vorhanden, auf die er hätte schreiben können. Dabei waren Chakravartins eine Seltenheit und so konnte er nicht glauben, dass es schon so viele vor ihm gab. Zum ersten Mal bemerkte der König, dass er nicht so einzigartig war, wie ihm immer schien.


Völlig verwirrt ging der König vor die Tür und sprach den Torwächter an: „Hier, der ganze Berg ist ja voll von Namen. Es gibt keinen Platz, auf welchen ich meinen hinterlassen könnte.“ Der Torwächter antwortete darauf: „Das ist kein Problem. Du kannst einen der Namen einfach wegwischen und dann mit deinem überschreiben.“ „Aber das nimmt doch den ganzen Ruhm und die Ehre weg! Was ist, wenn morgen einer meinen Namen wegwischt?“.


Der Torwächter verstand, dass der König enttäuscht war: „So war das schon zu Zeiten meines Vaters und zu Zeiten seines Vaters. Der Chakravartin war aufgebracht: „Das ist doch sinnlos. Ich schreibe meinen Namen dort nicht hin!“ Der Chakravartin, vollkommen empört und geschockt von der Situation, beschloss daraufhin seinen Namen nicht zu verewigen.


Der Torwächter akzeptierte die Entscheidung des Königs und fügte noch hinzu: „Seit Generationen, die über die meines Vater und über die seines Vaters hinausgehen, hat jeder so reagiert. Noch nie habe ich mitbekommen, dass jemand dort seinen Namen eingraviert hat.“

Mit diesen Worten und im Unwissen seiner Gefolgsleute beschloss der Chkravartin wieder zu gehen. Und so bleibt er, wenigstens für seine Gefolgsleute, noch ein großer König, an den man ewig gedenken wird.

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