Immer mal wieder spreche ich im Podcast oder auch privat über das Thema „Minimalismus”. Auch wenn ich stets betone, dass ich mich selbst als keinen Minimalisten bezeichne, spreche ich auch immer mal wieder davon, dass ich einige Aspekte des Minimalismus hoch interessant finde und auf mich noch heute übertragen kann.
Besonders die Auffassung, dass Minimalismus für viel mehr stehen kann, als einfach nur wenig physische Güter zu besitzen. Minimalismus kann als eine Lebensart verstanden werden. Eine bewusste Einstellung zu haben, wie man mit Dingen in seiner Umwelt umgehen kann und die Erkenntnis, dass es nicht immer mehr oder größer, schneller und besser sein muss. Ein Gedanke, der mich auch heute noch begeistert.
Der Aufstieg des Minimalismus
Und im Laufe der letzten Jahre hat dieses Bewusstsein viele andere erreicht und immer mehr Menschen sind auf den Minimalismus-Zug aufgesprungen mit dem Gedanken, dass dies eventuell das eigene Leben bereichern könne.
Und so kam es, dass zahlreiche Marken und Firmen sich Minimalismus auf die Stirn schrieben und für ein bewusstes und sauberes Dasein plädierten. Es wurden zahlreiche Bücher, Blogs und Dokumentationen geschrieben und gedreht. Webseiten, Inneneinrichtungen, Architektur und Instagram-Feeds. All’ diese Dinge versprühten auf einmal einen Hauch von Minimalismus und die Parole „weniger ist mehr” fand bei vielen Menschen Anklang - einschließlich meiner Person.
Ist die Zeit des Minimalismus vorbei?
Aber nun scheint das Ganze ein Ende zu nehmen. Konsum nimmt wieder die Überhand. Minimalismus scheint sich so langsam aus den Köpfen der Menschen zu verabschieden. Und da stelle ich mir die Frage, ob die Zeit des Minimalismus nun wieder vorbei ist. Und um mal mit der Tür gleich ins Haus zu fallen: Nein. Ich denke Minimalismus ist nicht ausgestorben und wird stets eine Relevanz für eine gewisse Anzahl an Menschen behalten. Aber man kann nicht leugnen, dass viele Marken, Menschen und Firmen vom Hype-Train heruntergesprungen sind. Minimalismus ist sicherlich nicht so präsent, wie es einst vor ein paar Jahren der Fall war. Das heißt aber nicht, dass es nie wieder eine Rolle spielen wird. Denn die Ursache dafür ist genau da zu finden.
Minimalismus war letztendlich nur ein Hype
Minimalismus war letztendlich nur ein großer Hype und Trend. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wie das häufig mit Trends so ist, kommen diese schnell und dominieren für eine kurze Zeit auch mal gerne, aber früher oder später lassen diese auch genauso wieder nach.
Trends funktionieren in der Regel immer nach dem selben Prinzip. Eine kleine Gruppe von Menschen bringt eine Nachricht. Überliefert etwas in die Welt, was einen gewissen Anklang findet. Die Nachricht bleibt in unseren Köpfen haften. Sie ist catchy. Sie bleibt in Erinnerung. Sie hat einen einfachen bzw. hohen Wiedererkennungswert. Und nicht selten kommt der zeitliche Kontext noch ins Spiel und ein Trend war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ein paar Menschen erzählen eine catchy Nachricht zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Und so ähnlich war das auch beim Minimalismus. Eine kleine Gruppe von Menschen schreibt und spricht darüber, dass weniger manchmal mehr ist. In einer Zeit, in welcher Menschen abseits von Konsum auch in anderen Lebenslagen bewusster werden wollen, kommt nun eine Gruppe von Personen, die von sich erzählt, wie sie mit weniger Dingen im Leben bestens auskommt.
In einer Zeit, in der man zu „immer mehr” eine Alternative gesucht hat. Eine Alternative, die man im Minimalismus finden konnte. Ökonomische Krisen und finanzielle Engpässe in den 2000ern kamen schwerwiegend hinzu. Es hat einfach vieles gepasst.
Aber wenn Minimalismus doch so einen positiven Effekt für viele Menschen hat, warum neigt sich das nun dem Ende zu? Ohne eine klare Antwort geben zu können, denke ich, dass der entscheidende Faktor der bereits erwähnte ist. Minimalismus ist eben nur ein Trend. Und Trends sterben häufig früher oder später aus.
Nichtsdestotrotz würde ich auch nicht gleich sagen, dass Minimalismus komplett ausgestorben ist. Im Gegenteil, Minimalismus war vor ein paar Jahren für viele Leute kein Begriff - und ist es wohl heute auch noch nicht. Und auch wenn eine große Anzahl an Menschen keinen anhaltenden Sinn im Minimalismus für sich sieht, so gibt es wiederum andere Menschen, die im Minimalismus eine große Bereicherung gefunden haben.
Minimalismus ist mit Sicherheit eine Nische und wird wohl niemals die Majorität der Bevölkerung repräsentieren. Dafür ist unser konsumgetriebener Zeitgeist zu dominant. Aber es ist ein Trend, der für viele einen positiven und vor allem länger anhaltenden Effekt herbeigeführt hat und folglich nicht mehr so schnell für diese Menschen verschwindet.
Mit jedem Trend gibt es auch Leute, die gegen diesen schwimmen wollen
Ich denke, es gibt gewisse Trends, die wohl nie mehr aussterben. Sie werden sicherlich nicht mehr die Relevanz haben, die der Hype ihnen einst zugeschrieben hat, aber aussterben werden sie auch nicht mehr. Und warum? Weil es von nun an immer eine Anzahl an Menschen geben wird, die der ganzen Geschichte einen Sinn gibt, einen übergeordneten Zweck oder einfach nur einen Wert. Einen Wert, der meint, das eigene Leben dadurch zu bereichern.
Und solange Menschen nach Sinn und Zweck suchen, werden sie diesen auch in gewissen Trends finden und beibehalten. Doch wir und unsere Welt sind so dynamisch, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis ein neuer Trend in unseren Alltag stürmt und von denen wir meinen und hoffen, dass er unser nun Leben verbessert. Und letztendlich werden sich die Dinge, die sich für uns als wahrlich großartig und wertvoll herausstellen, durchsetzen und verweilen - auch wenn diese bei vielen anderen schon längst verblasst sind.
Denn solange Trends existieren, wird es auch Leute geben, die genau gegen bzw. mit solch einem schwimmen wollen und den Status Quo hinterfragen werden.
Und solange es in unserer Welt um immer mehr, schneller, höher, besser und neuer geht und große Unternehmen dafür werben, dass wir sämtliche Bedürfnisse ganz einfach mit physischen Dingen befriedigen können, wird es auch für den Trend ”Minimalismus” stets einen Platz geben.
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