Es ist soweit, neues Jahr und neues Glück, wie es so schönt heißt. Ein doch sehr turbulentes und ereignisreiches Jahr geht nun zu Ende und viele von uns sind froh darüber und nehmen sich natürlich vor, dass das Jahr 2021 um einiges besser wird als das vorherige. Vorsätze werden wie immer aufgeschrieben. Sei es von der guten Ernährung bis zu mehr Fitness oder einfach aufhören zu rauchen oder sonstige Dinge. Die ein oder andere Sache, die unser eigenes Leben verbessern soll, lässt sich schon finden. Wir allen wollen gestärkter ins neue Jahr starten, sei es physischer oder geistiger Natur.
Und an diesem Punkt “Stärke” möchte ich mal ansetzen. Denn jeder hat ein gewisses Bild von Stärke in seinem Kopf. Physische Stärke wird dadurch definiert, zu welcher körperlichen Leistungen wir im Stande sind. Klingt auch irgendwie logisch.
Mentale und geistige Stärke wirkt da schon wieder komplexer. Widerstandsfähigkeit, also Resilienz im größerem Sinne, wird da gerne genannt. Mit Druck und Stress umgehen zu können, eine geistige Reife oder ein starkes Selbstbewusstsein. All’ diese Dinge könnte man auf eine mentale Stärke zurückführen.
Aber ich möchte hier von einer Art von Stärke schreiben, die weder das eine noch das andere ist. Ich bezeichne sie eher als eine Einstellung oder eine Bereitschaft. Und zwar die Bereitschaft, an seinem eigenen Weltbild zu rütteln! Stärke definiere ich hier, als die Bereitschaft sich und seine Welt, wie ich sie kennengelernt habe, auch mal zu hinterfragen und zu kritisieren.
Wir alle haben in unserer Lebzeit Werte und Normen aufgebaut. Werte und Normen nach denen wir täglich handeln. Die sich etabliert haben in unserem System und die wir für gut und richtig befinden. Und irgendwann kommt es vor, dass wir auf Werte bei anderen Menschen treffen, die überhaupt nicht im Einklang mit unseren sind. Nicht selten stempeln wir diese direkt als “falsch” ab. Aber bevor wir diese fremden Werte abstempeln, bringen wir häufig nicht einmal die Bereitschaft mit, diese Gedanken näher zu betrachten. Sie mal zu untersuchen, ob vielleicht nicht doch ein interessanter Aspekt dahinter steckt. Ob ich vielleicht in seiner/ihrer Situation nicht auch so denken würde. Oder ob die Art und Weise, wie ich bisher immer dachte eventuell sogar fragwürdig ist.
Aber klar, wir machen es uns einfach, indem wir unser etabliertes Wertesystem für unantastbar halten. Indem wir alles, was dem widerspricht als falsch oder schlecht definieren und Dinge, die unserem Wertesystem nahekommen als toll, richtig und die Wahrheit ansehen. Es wäre nämlich ein riesiger Schlag ins Gesicht herauszufinden, dass das was man sich ein Leben lang aufgebaut hat, vielleicht doch nicht die allumfassende Wahrheit ist. Und so verneinen wir alles direkt, aus Angst meine eigene Gedankenwelt könne ja einstürzen. Aber meine Welt ist nicht die richtige und so ist es deine Welt auch nicht.
Und deswegen nun der Appell für das Jahr 2021, eine Stärke aufzubauen, die uns in der Bereitschaft schult, andere Werte mal anzuschauen. Sie nicht direkt abzustempeln, sondern mal versuchen, ob sie nicht auch mein eigenes Weltbild erweitern können. Sie nicht direkt als Angriff gegen mein Ich zu sehen. Denn wir wachsen daran, dass wir neue Dinge im Leben lernen und vor allem zulassen. Und so denke ich, ist es doch ein ganz passabler Vorsatz für das neue Jahr sich mal neue Fragen über sich und seine eigene erschaffene Welt zu stellen. Denn neue Fragen führen häufig zu neuen Antworten.
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